Euro Raid 2000 Sardinien

Die EuroRaid 2000 (Europameisterschaft der Tourenfahrer) begann für uns diesmal eher turbulent, nachdem es einige Probleme mit den Buchungen für unsere Reise gegeben hatte. Am 24.05 trafen wir uns um 19:00 Uhr vor dem Pressehaus im 19. Bezirk, von wo es über einen Abstecher ins Kent (Abendessen) zum Südbahnhof ging. Dort wollten wir in den Autoreisezug verladen. Der Verlademeister teilte uns, nach Studium unserer Tickets, mit, daß die Roller zwar gebucht währen, aber wir, durch einen offensichtlichen Fehler, erst für November. Nach länger Diskussion konnten wir verladen und unser Abteil beziehen. Die Nacht war ruhig und so kamen  wir ausgeschlafen in Feldkirch an.

Das Entladen war ca. um 07:30 Uhr abgeschlossen und wir fuhren mit den Vespas Richtung über Liechtenstein in die Schweiz mit dem Etappenziel  San Bernardino Paß. Da dieser uns auf unserer Jagd nach Alpenpässen noch fehlte, planten wir, über den Paß zu fahren und nicht unten durch (Tunnel).

Auf der Strecke durch Graubünden zum Paß wurde es immer kälter und da wir mit frühlingshaften Temperaturen gerechnet haben - und Gepäck sparen wollten -, hatten wir keine Winter- bzw. Bergausrüstung mit. Auf dem Weg nach oben waren wir so ziemlich die Einzigen. Oben angekommen konnten wir weder den zugefrorenen See photographieren noch unser obligatorisches "Paß"photo machen, da wir zum Einen keinen Film mit hatten, zum Anderen unsere Finger nicht bewegen konnten. Bergab war uns so kalt, daß wir diesmal einen Biker mit seiner Suzuki ziehen lassen mußten, weil wir dermaßen "Eingefroren" waren, daß wir nur mit Mühe die Serpentinen hinunter kamen.

Richtung Italien wurde es dann endlich wärmer und bis Mailand konnten wir alle paar Kilometer ein Kleidungsstück ablegen, bis wir endlich wieder "normal" Angezogen waren. Über die Strecke Mailand - Genua kann man nichts (positives) Berichten. In Genua angekommen, suchten wir eine uns bekannte Bar auf und genossen den ersten gemütlichen Cappuccino.

Nach dem Verladen und einiger Turbulenzen mit unserer nicht mehr vorhandenen Kabinenbuchung ging es die Nacht über nach Porto Torres. Dort suchten wir ein Servizio, da Fred meinte, daß sich seine Kupplung, trotz Reparatur in Wien, demnächst vom Dienst verabschieden würde. Nachdem wir feststellten, daß das hiesige Servizio uns nicht helfen wollte, fuhren wir entlang der Westküste (schöne Motorradstrecke mit vielen Kurven) von Alghero über Bosa nach Oristano. In Bosa reparierte der hiesige Mechaniker die Kupplung provisorisch. Wobei anzumerken ist, daß Fred'l (sic!!!) dem Mechaniker zeigen mußte, wie man eine Vespa zerlegt und wieder zusammenbaut.

Durch diesen Stop verloren wir 4 Stunden und fuhren über Sarda, Sanluri, Cagliari nach Flumini. Bei strömenden Regen kamen wir an und wurden nach dem Hotel-Check-in von Fr. Solbach und Hrn. Brandt begrüßt. Da uns nach dieser langen Fahrt der Sinn nach Pizza war, mußten wir leider das Angebot einiger deutscher Freunde, mit Ihnen im Hotel zu essen, dankend ablehnen.

Am nächsten Tage absolvierten wir am Vormittag eine kurze Stadtbesichtigung und trafen zu Mittag unsere Teamkamerad(in)en vom VC Krems sowie Jörg Bandi aus der Schweiz, welcher während der Raid mit uns fuhr (alleine fahren ist halt fad).
Bei eher schlechtem Wetter startete die EuroRaid und wir begaben uns nach einem kleinen Mißgeschick unseres Kollegen aus Krems auf die 1. Etappe. Anmerken müssen wir hier, daß die Sarden entgegen aller bisherigen Usancen keine große Zeitanzeige zum stellen der eigenen Stopuhr  aufgestellt hatten. Neu war auch, daß die Zeitnehmung diesmal auf 1/100 sek. und nicht auf 1/10 sek. lief. Die Etappe führte über drei Teilabschnitte mit insgesamt 4 Zeitmeßpunkten.
 

Beginn 1. Sektion 2.  Sektion 3. Sektion 4. Sektion Raid
Ca. 10 Meter nonstop Einfahrt 09:28:30 
7 Sek. Sollzeit
7 sek. Sollzeit 
(d.h. 09:28:37)
7 sek. Sollzeit 
(d.h. 09:28:44)
7 sek. Sollzeit 
(d.h. 09:28:51)
Zur nächsten Zeitprüfung

Zur Erklärung: Jeder Fahrer bekommt eine genaue Startzeit (z.B. 09:28:30) und muß um diese Zeit auf die 1/100 Sek. genau mit dem Vorderrad die 1.Lichtschranke auslösen, 7 Sekunden später die 2. LS..... und nach 28 Sekunden genau um 09:28:58 die letzte LS durchfahren. Danach macht man sich auf den Weg zum nächsten Zeitmeßpunkt und muß dort zu einer bestimmten Zeit (z.B. 10:00:00) wieder die 1. Lichtschranke passieren. Pro 1/100 sek. Abweichung gibt es einen Strafpunkt. Gestartet wird in Intervallen von 30 sek.

Etappenstart ca. 35 km 1. Kontrollpunkt ca. 35 km 2. Kontrollpunkt ca. 35 km Etappenziel

Der erste Teilabschnitt führte uns von Cagliari über Flumini  der Küste entlang nach Solanas. Der zweite Abschnitt enttäuschte uns persönlich nicht, da wir erwartet hatten, daß die Sarden auf unbefestigten Straßen ausweichen würden (Schotterpisten und Lehmstraßen sind bei solchen Veranstaltungen -leider- nicht üblich). Der dritte Abschnitt führte von Villasimus zurück zum Hotel. Die relativ langen Zeiten für die relativ kurzen Strecken waren angebracht, da trotz zügiger Fahrt die Durchschnittsgeschwindigkeit auf Grund der Streckenführung nicht hoch war.  Der Abend gestaltete sich sehr schön, da wir beim Abendessen endlich Zeit hatten mit alten Bekannten zu plaudern und anschließend an der Bar das eine oder andere zu trinken bis der nahende Start der 2ten Etappe die letzten ins Bett zwang.

Der Start der zweiten Etappe fand, für italienische Verhältnisse, Frühmorgens statt und führte uns nach Castiadas, von wo es in die Berge nach Burcei ging. Dort fanden zwei Zeitwertungen hintereinander statt, wodurch wir in den Genuß einer längeren Pause kamen und zu, vom Veranstalter ausgegebene, Getränke.

Nach weiteren 35 km endete die Raid, unter sehr reger Anteilnahme der Bevölkerung, in Maracalagonis, von wo es direkt zum Nachmittagsessen ging.

Wer schon einmal in Italien auf einer Raid oder auf einem Treffen war weiss, daß sich Italiener beim Essen nicht Lumpen lassen (unter 5 Gängen geht nichts...).

Ausgezeichnet war das Ambiente des Lokals sowie eine auftanzende sardische Volkstanzgruppe. Die Siegerehrung wurde diesmal nicht gleich durchgeführt, da das Klassment noch nicht fertig war. Nachdem einige Stunden vergangen waren, viele Teilnehmer schon die Heimreise angetreten hatten, keimte der Verdacht auf, daß die Siegerehrung nicht unabsichtlich hinausgezögert wurde. Als auch Frau Solbach die Veranstaltung verließ, waren die "nichtitalienisch" Sprechenden von Informationen gänzlich abgeschnitten. Da Österreicher aber über "Sitzfleisch" verfügen (vor allem wenn es Speis und Trank gibt) harrten wir solange aus, bis vor verbleibenden Rest -zu 90% VC Cagliari Mitglieder- die Siegerehrung duchgeführt wurde.

Mit dem Pokal für den dritten Platz in der Damenwertung durch Renate Sinnhuber aus Krems machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel, wo ausgiebig gefeiert wurde.

Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Jörg sowie "unseren" Kremsern und machten wir uns auf den Heimweg. Dieser führte uns, bei viel -zumeist Gegen- Wind, quer durch Sardinien zurück nach Porto Torres. Die restliche Rückreisestrecke entsprach der Anreise, mit dem Unterschied, daß wir den San Bernardino Paß bei schönstem Wetter und diesmal mit Film überquerten.

Der Wunschtraum, den Titel verteidigen zu können, wurde nicht erfüllt, aber wenn wir nächstes Jahr (hoffentlich mit einen kompletten Wiener Team) wieder zur Raid fahren......

Team Österreich der Euroraid 2000
Manfred Federanko VC Wien
Markus Sinnhuber VC Krems
Renate Sinnhuber VC Krems
Martin Stift VC Wien