Vespa Club Wien auf der BIKE 2004

Unser Club war während der BIKE 2004 auf einem der Stände der Firma Faber vertreten. Wir bezogen, zwischen den Oldtimern des Museo Piaggio, mit Vertretern der Fa. Vespa WONISCH und STOFFI den Vespa-Stand gleich neben dem Eingang. Die ausgestellten Oldtimer-Vespen des Museo Piaggio trafen auf reges Interesse und wir unterstützen unsere Kollegen von den Firmen im Merchandising-Verkauf, hatten unzählige Beratungsgespräche (z.B.: Vespa GT) und auch so "alle Hände voll" zu tun.

Wir hatten ca. 200 Club-Interessenten aller Altersschichten und konnten bei allen anderen Besuchern unseren Club ausführlich präsentieren!
Alles zu organisieren war nicht so einfach, aber es hat alles tadellos funktioniert. Hier sei noch unseren Clubkollegen; Alexandra, Adolf, Alexander, Peter, Martin und Wolfgang für die Standbetreuung während der 4 Tage gedankt!

Impressionen von der bike 2004
Schneetreiben, Fahrbahnglätte – also U1 Praterstern. Ätsch, alter Öffi-Verweigerer, hättest den richtigen Aufgang genommen, dann wäre dein Winterspaziergang durch die Praterumgebung sicher kürzer gewesen! spottet der Geist der Wiener Linien.

Der Messe-Eingang – eher die Hintertür, nicht das vielgelobte neue Entree – zeigt den gewohnten Wien-Mitte Charme, aber drinnen, gleich rechts, blüht das Herz auf: Unter dem Vespa-Logo auf recht großzügiger Fläche gut verteilt, geben zahlreiche historische Fahrzeuge und andere Exponate aus dem Vespa-Museum einen ansprechenden Rahmen für die neuen Modelle ab.

Martin kämpft noch mit dem Beamer, ich studiere schnell die italienisch-englischen Tafeln zu den Museumstücken (Wissen ist Vorsprung) und schon strömt die Masse herein – gar nicht so wenige, wird also kein stundenlang fad herumstehen werden und ein überraschend hoher Gray Panther Anteil.

Genau gegenüber hat ein Motorradaussteller eine ganze GoGo-Truppe engagiert und auch hier beginnen sich die Mädchen auf der Showbühne in farblich auf die Lackierung der Bikes abgestimmten Nichtigkeiten auf, vor, hinter, neben – warum eigentlich nie unter, wäre doch megaaffengeil, würde die Frau Minister sagen – den PS-Monstern zu räkeln.

Erster Besucherkontakt: Nein, das ist kein Kinderspielzeug, das sind Rennmaschinen aus dem Werksmuseum, die sind wegen des Luftwiderstandes so zusammengestutzt und sind 1947 mit 80 kmh erfolgreich über die Rennstrecke gejagt. Für Piaggio sind sie historisch ebenso wertvoll wie der Flügeltüren-SLR für Mercedes. Kühner Vergleich, macht aber Respekt, den ein Blick auf die imposanten Auspufftröten noch vertieft.

Wechsel zur anderen Standseite, um die Militär-Vespa mit der Panzerfaust unter der Sitzbank hat sich eine Gruppe geschart. Dieses Modell verwenden wir bei Ausfahrten dann, wenn die Vorrangverletzungen durch die Autofahrer überhand nehmen. Zustimmend lachen die Boys, nach ihrem Outfit gehören sie zu den potentiellen Organspendern in der Klasse über 100 PS’. Gleiche Probleme verbinden alle Zweiradfahrer und der Schmäh rennt locker weiter.

Die Dreirad-Vespa fasziniert einige Oldies. Bei unseren ersten Italienurlauben haben wir diese Fahrzeuge noch im harten Alltagseinsatz gesehen, als Lastesel für latte, frutti und so. Leise klingt aus der Vergangenheit der Lockruf der Dreirad-Fahrer: Gelati, gelati!

Filmfreaks studieren die Prominentenfotos aus dem Museum: Ja, das ist John Wayne auf einer Vespa; das Jahr? wahrscheinlich bald nach Drehschluss von 'Stagecoach’. Nein, über ein Sondermodell mit Halterung für Rifle und Lasso am Sattel ist nichts bekannt! Und dort ist Antony Quinn auf der Vespa, auch fotografiert, lange bevor ihm T.E. Lawrence das Gold von Akaba versprach.

Ein wenig Rauch auf der Showbühne gegenüber, Smooooke on the waaaater’ hämmern die Deep Purple in Discolautstärke, alle 2 Stunden ist für die Dauer der Tanzeinlage jegliche verbale Kommunikation unterbrochen – Zeit für einen Cappuccino. Die Gogos gleichen in ihrer Wärmebilanz mangelnde Bekleidung durch intensiv laszive Bewegung aus, für das weibliche Messepublikum sind auch 2 Boys in der Truppe – Typ Kleinbild-Terminator auf dem langen und steroiden Weg zum Gouverneursamt. Freundlich quittiert das Publikum die Exhibition sekundärer Geschlechtsmerkmale mit Applaus und alle sind zufrieden, als der Lärmpegel wieder auf das durchaus nicht niedrige Normalmaß zurücksinkt.

Inzwischen beginne ich ein Spiel, schätze den Gesichtsausdruck der Oldies ein, welche die 150 GS betrachten und spreche sie an: Stimmt’s, sie sind auch einmal eine Vespa gefahren?

80 Prozent antworten mit Typ und Baujahr, vom Rest hört man etwa: Nein, ich hab’s nur zu einem Puchroller gebracht, aber sie war damals mein Traum! Dann tauscht man ein paar Gschichtln aus über die Blütezeit der Roller und sicher war der eine oder andere Gesprächspartner dabei, für den man auch damals schon die Hand grüßend vom Lenker gehoben hat.

Das ist die Urvespa, der Prototyp aus dem Jahr 46, und das Fahrzeug ist aus der ersten Serie 1947, 18.000 Stück – wart, ich nehm das Absperrband kurz weg für dein Foto! Kleine Gesten werden mit freundlicher Dankbarkeit honoriert und wie vom Aussteller gewollt läuft der Blick der Besucher über die historischen Modelle zu den aktuellen Fahrzeugen in der Standmitte. Die Eckdaten habe ich parat, wenn’s zu technisch wird, kann man an Manuela von Vespa-Wonisch am Stand verweisen, die in allen alten und neuen Rollern versiert ist.

Die Meinungen zu den neuen Modellen sind vielfältig: Eine Vespa mit Viertakt ist wie ein 911er mit Wasserkühlung! Dem ist nichts entgegen zu halten, das verdanken wir den Chlorophyll-Terroristen mit ihren Abgasvorschriften. Sieht wieder wie eine Vespa aus! Das Design findet bei der Mehrheit der Gesprächspartner Zustimmung. Die angegebenen Leistungen werden beifällig benickt, potentielle Vespafahrer sind keine drag racer, sie wollen nur im Verkehrsfluss problemlos mitmachen.

Ein gut gekleideter asiatischer Geschäftsmann/Diplomat? – sein Deutsch ist besser als mein Englisch je sein wird – hat seiner jungen Frau/Tochter? eine 125er als Stadtfahrzeug versprochen und die Lady Butterfly sitzt auf dem Ausstellungsfahrzeug, zwitschert voller Begeisterung in ihrer exotischen Sprache und ist fast gar nicht mehr herunterzubringen. Fast ein wenig frustriert die beiden, dass sie das Ding nicht hier und jetzt kaufen können, ich tröste sie mit dem Wetter draußen, verweise sie an Manuela und drücke ihr ein Clubinfo in die Hand, vielleicht kommt sie wirklich einmal vorgefahren.

Die Uhrzeiger gehen über 1800, langsam beginnen sich die Hallen zu leeren, die Füße tun auch schon ein bissl weh. Klein ist die Welt, mein letzter Gesprächspartner ist ein Segelkamerad aus Breitenbrunn, den ich schon lange am See nicht getroffen habe – und an den nächsten Tagen werden andere Clubkollegen ihr Bestes geben, im small talk mit interessiertem Publikum der Legende „Vespa“ Farbe einzuhauchen.

adip